Deutsche Stromverschwendung und das Recht auf dynamische Tarife
Deutsche Haushalte könnten mehr Strom sparen
Private Haushalte in Deutschland lassen jährlich ca. 9 Milliarden Euro Einsparmöglichkeiten außer Acht, wie der nun publizierte Stromspiegel* ergeben hat. Der Stromspiegel wertet das Verhalten von über 200.000 Haushalten aus und rechnet die Ergebnisse auf die Bundesrepublik hoch. Demnach scheuen die Deutschen selbst simpelste Maßnahmen um ihren Stromverbrauch zu reduzieren. Neben den finanziellen Nachteilen nehmen die Haushalte damit auch in Kauf, knapp 18 Millionen Tonnen CO2-Emissionen unnötig zu verbrauchen.
Warum die deutschen Haushalte ihren Verbrauch nicht optimieren, beantwortet der Stromspiegel nicht. Jedoch ist davon auszugehen, dass die traditionell nur jährlich kommende Abrechnung den Verbrauchern zu wenig Transparenz bietet, um den Stromverbrauch vor Augen zu führen und das Verhalten anzupassen. Hier könnte der lang ersehnte Smart Meter Rollout in Deutschland für Abhilfe schaffen. Denn im Idealfall werden die Haushalte mit modernen Messeinrichtungen und intelligenten Messsystemen ihren Stromverbrauch sehr viel genauer analysieren können als bisher, da viel mehr Verbrauchswerte zur Verfügung stehen.
Verbraucher bekommen Recht auf dynamische Stromtarife
Grundsteine für den deutschen Rollout der smarten Stromzähler war neben einer EU-Direktive v.a. das Messstellenbetriebsgesetz. Im Gesetzespaket zur Neuordnung des Strombinnenmarktes, welches das Europäische Parlament (EP) am 26. März 2019 verabschiedete, ist nun auch verankert, dass Verbraucher durch das Recht auf dynamische Stromtarife gestärkt werden sollen. Bislang sind solche Stromtarife, bei denen der Preis je nach Stromnachfrage und/oder Tageszeiten schwanken kann, in Deutschland nicht wirklich verfügbar, da ja auch die intelligenten Messsysteme noch nicht in großer Anzahl erhältlich sind. Wann genau die dynamischen Stromtarife kommen ist demnach noch offen.
Dafür sind in derselben EP-Verabschiedung wegweisende Punkte zum Datenschutz für Haushalte mit intelligenten Messsystemen noch einmal detailliert worden. Zukünftig sollen die personenbezogenen Verbrauchsdaten, welche u.a. an den Messstellenbetreiber und den Stromlieferanten übertragen werden ausdrücklich den hohen Datenschutzanforderungen der Datenschutzgrundverordnung untergeordnet. Außerdem muss es Verbrauchern kostenlos möglich sein, Daten einzusehen oder diese auf eigenen Wunsch und ohne weitere Kosten an Dritte weiterzugeben
* Hinter dem Stromspiegel steckt ein Bündnis aus Verbraucherorganisationen, Forschungseinrichtungen, Energieagenturen und Wirtschaftsverbänden.