5G kann kommen, aber was wird aus 450 MHz?
Im Juni 2019 wurde, nach knapp drei Monaten, die landesweit diskutierte 5G-Frequenzauktion der Bundesnetzagentur beendet. Die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen aus den Bereichen 2 GHz und 3,6 GHz endete in Verhandlungsrunde 497, nachdem die Unternehmen Drillisch Netz AG, Telefónica Deutschland GmbH & Co. OHG, Telekom Deutschland GmbH und Vodafone GmbH Zuschläge für eine Summe von insgesamt ca. 6,55 Milliarden Euro bekamen. Nach einer Bieterschlacht kann nun also der dringend notwendige Netzausbau erfolgen. Vor allem für das Internet of Things (Internet der Dinge), kurz IoT, kann 5G ein Meilenstein werden und die Vernetzung von Maschinen und Geräten voranbringen. So könnten autonomes Fahren oder intelligente Stromnetze durch die 5G-Technik Wirklichkeit werden. Aber aktuelle Umfragen (Link) zeigen auch , dass mehr als 60 Prozent der EVU und städtischen Telekommunikations-Netzbetreiber in Deutschland sich intensiv mit Strategien und Positionierungen für das Thema 5G befassen.
Doch neben der 5G-Entscheidung gibt es eine weitere Frequenz, die momentan die Wirtschaft beschäftigt, auch wenn die Medien davon wenig berichteten. Die Rede ist von der 450-MHz-Frequenz. Die Frequenzen in diesem Bereich sind bis zum 31.12.2020 an die Firmen 450Connect GmbH und die Telekom Deutschland GmbH zugeteilt. Die Vergabe der Frequenzbereitstellung ab dem 01.01.2021 ist derzeit offen, soll gerüchteweise durch die Bundesnetzagentur jedoch noch in diesem Jahr stattfinden. Aber was ist das Besondere an dieser Frequenz, an der vor allem die Energiebranche stark interessiert ist?
Eine Kommunikationsinfrastruktur basierend auf den 450 MHz-Bändern bietet eine hohe Flächenabdeckung bei einer vergleichsweise geringen Anzahl an benötigten Sendemasten. Allerdings sind die realisierbaren Datenraten geringer als dies bei den 5G-Frequenzbereichen der Fall ist. Darüber hinaus stellen CDMA 450 (Code Division Multiple Access) und LTE 450 (jew. Mobilfunkstandards auf der 450-MHz-Basis) eine hochverfügbare Kommunikationslösung dar, auf die selbst bei einem Blackout, z.B. für Betriebsfunk und Anlagenschaltungen, zurückgegriffen werden könnte. Somit erhofft man sich in der Energiewirtschaft, durch die Nutzung der 450 MHz-Frequenz eine höhere Informationssicherheit und Netzstabilität gewährleisten zu können.
Ein weiterer und der wohl mithin wichtigste Grund, warum die Energiewirtschaft die 450 MHz-Bänder nutzen möchte, ist aber wohl der Rollout der smarten Stromzähler. Die sogenannten intelligenten Messsysteme (iMSys) entfalten ihre Funktionen auf Basis des Smart-Meter-Gateways lediglich dann, wenn eine hochverfügbare Anbindung bereitgestellt wird. Da die iMSys vielfach in Kellerumgebungen (deep indoor) verbaut sind, ist die Anbindung über das bekannte LTE-Netz oftmals nicht möglich. Hier können jedoch die 450 MHz-Bänder für Abhilfe sorgen, da durch eine stärkere Wellenausbreitung eine bessere Gebäudedurchdringung erreicht werden kann. Auch die konsekwent ist in mehreren Projekten involviert, in denen der Smart-Meter-Rollout auf Basis der CDMA450-Technologie stattfinden soll.
Neben diesen aufgeführten Gründen möchte sich die Energiewirtschaft in der Mittel- und Niederspannungsebene auch weniger abhängig vom öffentlichen Mobilfunk und den verschiedenen Providern machen. Hier möchte man dem Vorgehen auf den Ebenen der Höchst- und Hochspannungsnetze folgen, die bereits seit vielen Jahren autarke Telekommunikationsnetze für den Betrieb der Stromnetze einsetzen, um die kritische Infrastruktur zuverlässig zur Verfügung zu stellen. Ziel wäre es, ein Netz aufzubauen, welches Deutschland über die gesamte Fläche abdecken kann. Dazu wären in den nächsten Jahren schätzungsweise mehr als 300 Mio. EUR Investitionskosten zu veranschlagen.
Ob die 450-MHz-Lizenz allerdings tatsächlich an die Energiewirtschaft vergeben wird, steht noch nicht fest (Link). Neben verschiedenen energiewirtschaftlichen Bewerberverbunden hat sich nämlich auch die Innere Sicherheit und die Bundeswehr für die Nutzung der Frequenzen in den nächsten 20 Jahren beworben. Dadurch verkompliziert sich die Sachlage, da . Lediglich wenn dies politisch gewünscht ist, kann die Bundesnetzagentur Lizenzen zuteilen und verwalten. Es bleibt also spannend, wie die Energiewirtschaft in Zukunft funken wird.