Der Strom und die große Hitze
Der Rekordsommer 2018 ist noch nicht vorüber, da ist bereits klar, dass er auf vielerlei Weise in Erinnerung bleiben wird. Das bezieht sich auch auf die Stromerzeugung wie unter anderem die Frankfurter Allgemeine (F.A.S. vom 19.8.2018, S. 20) berichtete. Als führende Fachberatung in der Energiewirtschaft fasst konsekwent die Erkenntnisse für Sie zusammen, was der Sommer mit unserem Strom zu tun hat.
Erst einmal könnte man aufgrund der wochenlagen Glut annehmen, dass die eingespeiste Solarenergie einen neuen Rekordstand erreicht hat. Dies ist auch tatsächlich der Fall. So wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland 21,4 Mrd. kWh eingespeist, gegenüber 19,9 Mrd. kWh Solarstrom im ersten Halbjahr 2017 (Zahlen laut Solarbranche.de) also ca. 8% mehr. Dass es jedoch keine atemberaubenden Rekorde sind, liegt daran, dass für eine Solarzelle vor allem die Sonnenscheindauer von Bedeutung ist, weniger die Umgebungstemperatur, tatsächlich sinkt der Wirkungsgrad sogar mit steigender Temperatur.
Anders sieht die Situation bei den weiteren Energieträgern aus. Ursache für die wochenlange Trocken- und Hitzephase war u.a. der Zusammenbruch der üblichen Luftströmungen über Mitteleuropa, was sich den hitzegeplagten Deutschen als Flaute offenbarte und manche Tage kaum erträglich erscheinen ließ. Daher war der Ertrag an Windenergie in diesem Sommer deutlich geringer als in früheren Jahren. Andere wichtige Energieträger wie die Steinkohle und die Kernenergie hatten dagegen anders gelagerte Probleme. Hier mangelte es vor allem an ausreichend niedrig temperiertem Kühlwasser. Das aufgeheizte Wasser aus den Kraftwerken durfte aus aus ökologischer Sicht kaum noch weiter in die umliegenden Gewässer abgegeben werden, um ein Fischmassensterben oder eine Algenblüte zu vermeiden. So mussten sowohl Kern- als auch Steinkohlekraftwerke gedrosselt werden. Bei den Steinkohlekraftwerken kam hinzu, dass die Anlieferung der Brennstoffe über die Flüsse bei Niedrigwasser sich deutlich verteuerte und zu weitaus geringeren Kapazitäten führte. Unproblematisch dagegen präsentiert sich der Einsatz der (laut F.A.S immer noch dreifach so teuren) Gaskraftwerke, deren Einsatzbereich eher die Regelleistung ist, oder des Biogases, wobei anzumerken ist, dass nach der Missernte dieses Sommers hier, was den Hauptrohstoff Mais betrifft, Engpässe im nächsten Jahr zu erwarten sind.
Am Ende waren es ausgerechnet die viel gescholtenen Braunkohlekraftwerke, die die entstandene Energielücke dieses Sommers zu schließen vermochten, gerade wenn aufgrund von Bewölkung die Photovoltaik einmal schwächelte. Braunkohle nämlich muss nicht über Flüsse angeliefert werden, sie wird direkt dort verstromt, wo sie auch gefördert wird. Das Kühlwasser wird hierfür aus den Braunkohlegruben entnommen, es muss in reichhaltiger Menge ohnehin abgepumpt werden. So erreichte beispielsweise die Braunkohle an einem windstillen, bewölkten, aber trotzdem sehr warmen Tag wie dem 21. Juli einen Spitzenwert von 31,2% am bundesdeutschen Strommix – gegenüber 24,3% im Vorjahr an diesem Tag.
Auch wenn es natürlich Tage gab, an denen die erneuerbaren Energien nahezu den gesamten Energiebedarf zeitweise decken konnten, zeigen die letzten Wochen doch einmal mehr, dass neben dem Netzausbau mit einem steigenden Anteil erneuerbarer Energien die langfristigen Speicherkapazitäten von hoher Bedeutung sind, da Wind und Sonne eben dargebotsabhängig sind. Außerdem wird deutlich, dass es weiterhin eine offene Frage ist, wie die wegfallende Grundlast ersetzt werden soll.
Ja, auch aus energiewirtschaftlicher Sicht wird Sommer 2018 in Erinnerung bleiben.